#13, 2016

Meine Lieben,

Was lange währt wird endlich gut. Nach knapp zwei Monaten stillschweigenden Arbeitens melde ich mich wieder zurück mit dem letzten Foto aus meiner Serie. #13 schien mir am Anfang ein einfaches Foto mit einem machbaren Kostüm, da ich die Bluse, das Haarband und sogar eine rote highwaist Hose bereits besaß. Tatsächlich schien es auch bei dem ersten Shoot gar nicht so schwer zu sein. Nachdem Natalie, meine Fotografin, und ich freundlicherweise die Erlaubnis bekommen haben in der Universitätsbibliothek fotografieren zu dürfen war der erste Versuch des Bildes recht schnell im Kasten. Siehe linkes Foto:

Für die Bilder mit den kurzen Haaren habe ich meine langen Haare hochgesteckt. Jetzt, wo ich ein Foto mit langen Haaren aufnehmen wollte, war ich natürlich vorher beim Frisör. Ironie des Schicksals! Daher ist #13 das einzige Foto mit einem Haarteil. Bei genauem Hinsehen kann man auch sehen, dass meine eigenen Haare auf Schulterhöhe aufhören und sich eindrehen, während der angeklipste Rest einfach herunterhängt.

Das Bild kommt dem Original von Aneta Grzeszykowska zwar nahe weicht bei genauerer Betrachtung aber deutlich ab. Das sieht man deutlich an der Schulter, dem linken Arm und der Brust. Auch die Perspektive war nicht ideal gewählt. Im Vergleich zu den anderen Aufnahmen also ein Flop! Daher musste ein zweites Shooting her. Das Ergebnis ist unten zu sehen:


Die Pose auf dem Bild sieht locker und entspannt aus: Eine Frau, die ein Buch aus dem Regal holt und dabei zur Seite auf einen imaginären Anderen schaut. (Ein kleiner Exkurs zum imaginären Anderen in Shermans "Untitled Film Stills"  siehe in der rechten Spalte.)

Tatsächlich hat der erste Shoot mit der falsch reinszenierten Pose schon gezeigt, dass es gar nicht so leicht ist diese nachzustellen. Zunächst einmal ist es auf Dauer anstrengend den Arm nach oben ausgestreckt zu halten. Das besondere Augenmerk lag bei dem zweiten Shoot allerdings auf der Schulter und der Brust, da dies der fatale Fehler des ersten Shootings war. Also Brust (richtig!) raus und Schulter nach vorne! Dabei dann den Kopf bis es nicht mehr geht nach links drehen und nach oben links gucken. Gar nicht mal so bequem, zumal mir am Ende auch noch richtig schwindelig und schlecht von meiner Verrenkung wurde.

Leider hat man sowohl Natalie als auch mir angemerkt, dass wir geschuldet durch die lange Pause, in der ich den theoretischen Teil der Bachelor Arbeit geschrieben habe, aus der Übung sind die Film Stills zu reinszenieren. Schlussendlich ist aber wie immer trotz Rumgeheule ein gutes Foto dabei herausgekommen, das die Serie endlich komplettiert.

 

 

Der imaginäre Andere

 

Shermans Fotografien zeigen nur sie selbst in der Hauptrolle ohne weitere Nebencharaktere. Das Bestreben alleine auf dem Bild zu sein ist auch in Shermans Wunsch nach eigenständiger Arbeit zu verordnen. So sagt sie im „The Making Of Untitled“: „Ich wollte alleine arbeiten; ich wollte die Kontrolle über die Situation in meinem Atelier.“

Sherman legt besonderen Wert auf die Uneindeutigkeit der Bilder. So deuten ihre Bilder eine Geschichte an, ohne weitere Personen zu zeigen. Sie zeigt die Frauen entweder allein oder in Interaktion mit einem imaginären Anderen, der sich außerhalb der Aufnahme befindet. Dies ist besonders durch Blicke der Protagonistin aus dem Bild heraus sichtbar.

 

In den Außenaufnahmen stellen die Frauen jeweils eine von zwei möglichen Aktionen dar: „Die Frau ist entweder unterwegs zu dem Ort, an dem die Aktion stattfindet (oder zu ihrem Untergang) ... oder kommt gerade von einer Auseinandersetzung (oder einem Rendezvous).“ Einige Bilder erwecken den Anschein einer Zusammengehörigkeit und erzählen dadurch eine eigene Geschichte (bspw. #21, #22 und #23 in denen Sherman das gleiche Kostüm trägt und offensichtlich eine Person auf mehreren Bildern darstellt.), bei der der Betrachter sich Anfang, Ende und Plot selbst ersinnen muss.

 


In meinem nächsten Beitrag gebe ich euch einen kleinen Einblick in die theoretischen Ergebnisse meiner Arbeit. Schreibt mir gerne eure Meinung zu dem letzten Foto! Bis dahin wünsche ich euch einen schönen Abend!



Eine kurze Info zu den genannten Künstlerinnen findet sich wie immer unter Künstler.

Die Zitate und Informationen sind Cindy Shermans Text aus dem Buch "The Complete Untitled Film Stills" entnommen. Genaue Angaben zur Literatur hier.

Sag mir deine Meinung zu dem Beitrag! Ich freue mich über Kommentare.

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