Körper und Kunst

Hallo meine Lieben! Ich melde mich zurück mit neuen Ideen. Jetzt wo das leidige Thema der Bachelor Arbeit endlich durch ist klopft schon die nächste Prüfung an die Tür. Im Studium scheint man wohl nur von Prüfung zu Prüfung zu leben - zumindest in meinem. Aber was will man machen?! Augen zu und durch!

Die Bachelor Arbeit hat mir eine vollkommen neue Herangehensweise an künstlerisches Arbeiten vermittelt. Vorher habe ich erst das künstlerisch ausgearbeitet, was mich interessiert hat und mir dann einen kunsthistorischen Background angeeignet. (Vielleicht habe ich deshalb unbewusst kopiert?) Diesmal möchte ich es genau andersherum machen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Daher schön von Anfang an der Hintergrund, meine Idee, das Konzept und die Umsetzung:  

Dafür muss ich in meinem Studium erstmal zurückgreifen - genauer gesagt sogar bis ins zweite Semester zurück. Zeichenkurs Menschendarstellung - meine erste Berührung mit Körper und Kunst. Ich muss ehrlich sagen, ich habe bis heute ein wenig Respekt davor Körper künstlerisch darzustellen (Fotografie und Film mal ausgenommen). Zu meiner großen Überraschung kann man es tatsächlich lernen. Rechts seht ihr ein paar Übungsskizzen und Zeichnungen. 

Aus der praktischen Übung mit vorgegebener Themenauswahl entwickelte sich schnell das nächste Projekt: 3. Semester - Druckgrafik. Fasziniert von der Darstellung von Balletttänzerinnen (wahrscheinlich auch, weil ich selbst Ballett tanze) ging ich dazu über Tänzerinnen in verschiedenen Posen zu drucken. Mein besonderes Augenmerk lag bei der Darstellung von Licht und Schatten auf dem Köper, was auf der Druckplatte gar nicht mal so leicht ist, da ein normaler einfacher Druck nicht mehr als eine Farbe plus die Farbe des Papiers zulässt. 


Kurzer kunsthistorischer Input: Wer in der Kunst Ballerina sagt muss im gleichen Atemzug Edgar Degas nennen. Der französische Maler und Bildhauer konzentrierte ich in seinen Bildthemen unter anderem auf das Ballett. Wahrscheinlich kennt ihr einige seine Bilder bereits. Hier ein Beispiel:

Edgar Degas - "Die Tanzklasse" - 1875 - Öl auf Leinwand - 85 x 75 cm - Musée d'Orsay, Paris

Degas - Tanzklasse

Im weiteren Verlauf meines Studiums habe ich mich mit Sozialen Netzwerken und Selbstdarstellung beschäftigt. Hierfür habe ich Bezug auf die Plattformen Facebook, Instagram, YouTube und die Dating App Lovoo genommen und mit Videos und Selfies gearbeitet. Hierbei sind zwei Videos entstanden. Leider kann ich diese nicht hochladen, da dabei Rechte von dritten verletzt würden, daher hier eine kurze Beschreibung der Videos:

Selfieoverkill

"Selfieoverkill" ist eine Arbeit, die sich mit der Selbstdarstellung in Form von Selfies auf Facebook und Instagram beschäftigt. Ist man ehrlich, so dient diese Plattform doch mehr der Selbstdarstellung und dem fishing for Kompliments als wirklichem sozialen Kontakt.

Inspiriert von "Selfish", dem Selfiebilderband von Kim Kardashian, habe ich meine eigene Fotosammlung durchgeschaut und erschreckend viele Selfies seit dem Jahr 2008 von mir gefunden (und ich dachte immer ich sei kein Selfiemensch... Pustekuchen).

Das Video zeigt Selfies von mir in einer immer schneller werdenden Geschwindigkeit, sodass es für den Betrachter mit zunehmender Zeit immer schwerer bis unmöglich wird die einzelnen Bilder klar zu betrachten. Unterlegt ist es mit dem Lied "Facebook Friends" von Knife Party, das mit dem Refrain: "You blocken me on Facebook an Snow you're going to die." auf die Absurdität des Facebookverhaltens aufmerksam machen soll. Hinzu kommen bekannte Klingeltöne von Facebook, WhatsApp, Skype und Apple, die das Chaos vervollständigen und zu einer totalen Reizüberflutung führen.

Daily Mask

"Daily Mask" ist ebenfalls eine Videoarbeit, die sich mit sozialen Netzwerken und Medien beschäftigt. Diesmal allerdings mit den (Schmink-)Tutorials auf YouTube. 

Entstanden ist eine Art Schminkvideo. Man sieht, wie ich mich im kommentarlos schminke. Das Video hat zwei Ebenen, die unterschiedlich klar akzentuiert werden und parallel laufen. So läuft es zeitlich sowohl vorwärts als auch rückwärts ab, jedoch ist es dem Betrachter kaum ersichtlich. Unterlegt ist es mit dem Song "Goddess" von Banks.

Diese Arbeit soll die Sinnlosigkeit und Undurchsichtigkeit solcher Tutorials verdeutlichen, indem es eine simple und alltägliche Tätigkeit unnötig komplex zeigt. Aber auch die Sinnhaftigkeit des alltäglichen Schminkens wird infrage gestellt. Das im Lied immer wieder auftauchende Wort "Goddess" = Göttin unterstreicht diese Fragestellung, da ich am Ende des Videos ungeschminkt bin, so wie ich auch begonnen habe. 



Eine kurze Klarstellung zu den beiden Arbeiten: Ich nutzt diese Medien selbst, schminke mich und bin Teil dieser Welt, die ich in den Arbeiten kritisiere. Es ist eher ein kritisches Hinterfragen, Beobachten und darauf Aufmerksam machen als eine wirkliche Kritik, die sagen soll, dass etwas schlecht ist oder falsch läuft. 


Um bei der Geschichte meiner Themenwahlen zu bleiben sind wir nun endlich bei meiner Bachelor Arbeit angekommen. Ich glaub hier ist in meinen vorherigen Beiträgen schon alles gesagt. Im Moment besuche ich ein Seminar zu Darstellungsmustern von Frauen in digitalen Medien und fotografischen Positionen. Ihr merkt, irgendwie geht es bei mir immer wieder um Selbstdarstellung und den menschlichen Körper. Ich selbst habe nur drei Jahre gebraucht und einige praktische Arbeiten gebraucht, um diesen Zusammenhang festzustellen. Mit Cindy Sherman und Aneta Grzeszykowska habe ich mich schließlich mit zwei Künstlerinnen angefreundet, die so gut wie ausschließlich mit dem menschlichen Körper in ihren künstlerischen Werken arbeiten. 

Zu dem zuletzt genannten Seminar wird sich meine nächste Arbeit beziehen. In weiteren Beiträgen mehr dazu. Ich hoffe euch hat der kleine Ausflug durch eine Auswahl meiner Arbeiten gefallen. Schreibt mir gerne.


Eine kurze Info zu den genannten Künstlern findet sich wie immer unter Künstler.

Die genaue Literaturangabe zu Kim Kardashians Buch findet sich hier.

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