Körper - Pose

Hallo meine Lieben. Ich hoffe ihr seid gut in die Woche gekommen. Nachdem das Wochenende frei von Arbeit war, möchte ich euch heute genaueres von meinem neuen Projek erzählen. Wie ihr euch denken könnt, wird es um den menschlichen Körper gehen und speziell über den der Frau. Dabei steht vor allem die Fragen im Raum: Was ist eigentlich weiblich? Was macht eine Körperhaltung weiblich? Wo kommen diese Posen her?

Einen Schritt nach vorne und zwei zurück. Bevor ich über weibliche Posen etwas sagen möchte, was ist überhaupt eine Pose? Gibt es da einen Unterschied zu dem Wort Körperhaltung oder ist das bloß Haarspalterei? Im normalen Sprachgebrauch würde ich den Unterschied tatsächlich als Haarspalterei abtun, da die Begriffe mehr oder weniger synonym verwendet werden. Die Körperhaltung beschreibt allerdings eher eine natürliche Haltung, während die Pose etwas Inszeniertes, "Gewolltes und Aktives" ist. Posen kennen wir vor allem aus der Fotografie. In ihrem Text zum Blickregime schreibt Kaja Silverman: Der Posierende bietet dem Fotografen eine visuelle Figur an. Der Körper erstarrt zu "statuenhafter Unbeweglichkeit", bis die Kamera das Bild eingefangen hat. Dabei nimmt der Posierende die eigentliche Bild sogar schon vorweg, indem er es inszeniert.

Eine Pose ist nicht auf Hintergrund angewiesen. Die Pose allein kann das Bild erzeugen und dem Hintergrund dadurch Bedeutung verleihen. "Der in eine Repräsentation verwandelte Körper wird im Raum platziert und dieser Raum dadurch in einen 'Ort' verwandelt." (Mise - en - scène lautet hier der Fachbegriff.) Beleuchtung und Kostüm spielen hier eine entscheidende Rolle. Sie unterstreichen die Pose zusätzlich. 

Aber wo kommen diese Posen her, wenn sie gewollte Inszenierungen sind? Natürlich aus dem kulturellen Bildrepertoire des Posierenden. Um es in Kaja Silverman Worten zu sagen: 

"Die Pose muß viel allgemeiner als fotografische Prägung des Körpers verstanden werden, derer sich das Subjekt nicht unbedingt bewußt ist: Sie kann das Resultat eines Bildes sein, dass oft auf den Körper produziert worden ist, daß das Subjekt beginnt, sich sowohl psychisch wie auch körperlich mit ihm zu identifizieren.(...)

Besonders problematisch wird es, wenn in der Pose nichts anderes als der Wunsch zum Ausdruck kommt, einem kulturellen Ideal zu entsprechen - und kein Gedanke darauf verwandt wird, was dieses Ideal eigentlich bedeutet."


Uff, viel Theorie, aber was heißt das eigentlich konkret? Pose = inszenierte Körperhaltung! Ich denke das ist verständlich. Wer sich in Pose setzt nimmt keine natürliche Körperhaltung ein sondern versucht den eigenen Körper so in Szene zu setzen, wie er es für gut hält. Das was er für gut hält hat er, der Posierende, von seinem visuellen Umfeld adaptiert. 

Erinnert ihr euch an die Zeit, als alle auf Fotos das Peace-Zeichen mit der Hand gemacht haben? Das war cool, weil alle es gemacht haben. Ja, sogar Kim Kardashian, die Selfie Queen. 


Später kamen andere Hypes, aber immer wieder geht es darum Vorbildern nachzueifern. Wenn man sich jetzt überlegt, was ist typisch weiblich und umgekehrt was typisch männlich, sind es die Posen, die wir aus den Medien als typisch beigebracht bekommen. In meinem Kurs zu Darstellungsmustern der Frau haben wir folgende Ergebnisse festgehalten: besonders weiblich wird eine Pose empfunden, wenn der Posierende

  • ein Hand in die Hüfte stemmt. -> dadurch werden weibliche Kurven betont -> S-Kurve
  • die Arme über den Kopf schlägt
  • mit den Haaren spielt...

Ihr habt die Bilder wahrscheinlich alle im Kopf. Bei meinen Überlegungen, was denn die ersten Vorbilder eines Mädchens sind, dessen Posen es übernimmt, bin ich auf das offensichtliche gestoßen. An die Mädels da draußen: Was wolltet ihr werden als ihr klein wart? Klar: Prinzessin! Mit dem Thema Prinzessin möchte ich künstlerisch weiterarbeiten. In den nächsten Tagen mehr dazu. Keine Sorge, ich habe die Andeutungen aus dem letzten Beitrag zum Thema Hand und Erziehung von Mädchen nicht vergessen. Ich muss nur hinterher kommen alle auszuarbeiten. Ihr werdet erfahren, wenn es so weit ist. Bis dahin einen schönen Abend. 


Die genauen Literaturangaben zu Kaja Silverman und zu Kim Kardashians Buch auf dem Bild findet ihr hier.

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