Wenn ich groß bin,, werde ich Prinzessin!

Hallo meine Lieben. Es ist erstaunlich, wie viel Arbeitszeit man gewinnt, wenn man krank im Bett liegt. Ich hoffe ihr hört die Ironie heraus... In meinem Fall aber gar nicht so schlecht, da ich genug Zeit habe mir Dokus, Texte und die Filme zu meinem Prüfungsthema reinzuziehen. Heute schlage ich direkt mal zwei Fliegen mit einer Klappe und schreibe, wie versprochen, über die Erziehung von Mädchen und gleichzeitig über Disney Prinzessinnen. 

Ich muss ja gestehen, ich bin selber seit meiner Kindheit bis heute heißer Disney-Fan und je mehr ich mich in das Thema auch wissenschaftlich einarbeite, umso größer wird mein Interesse und meine Bewunderung. Ganz zum Entsetzen meines Freundes. Er ist ohne Disney groß geworden. Könnt ihr euch das vorstellen?! Dementsprechend versteht er meine Begeisterung überhaupt nicht... aber ich schweife ab.

Zurück zum Thema: Seit 1937 erschafft Disney 13 Disney Prinzessinnen:

  • 1937 - Schneewittchen
  • 1950 - Cinderella
  • 1959 - Dornröschen bzw. Aurora
  • 1989 - Arielle
  • 1991 - Belle
  • 1992 - Jasmin
  • 1995 - Pocahontas
  • 1998 - Mulan
  • 2009 - Tiana aus "Küss den Frosch"
  • 2010 - Rapunzel
  • 2012 - Merida
  • 2013 - Anna und Elsa aus "Frozen"

Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht, welche Rolle Vaiana, die neue Heldin aus dem gleichnamigen Disney Film, spielt, da ich den Film noch nicht gesehen habe. Aber so weit ich weiß, hat sie nicht den Status einer Prinzessin.

Disney spricht mit seinen Prinzessinnen nicht nur verschiedene Charaktere von Mädchen an, sondern bedient auch viele Kulturkreise, um es den Mädchen leichter zu machen sich mit ihren Vorbildern zu identifizieren. Ich habe euch einmal eine Karte zusammengestellt, wo die jeweilige Geschichten der Prinzessin wahrscheinlich spielen.

Fast alle der Geschichten gehen auf Märchen z.B. von den Grimms oder Hans Christian Andersen oder auf Volkssagen zurück. Dazu in anderen Beiträgen mehr. 

Ich habe eben schon das Wort Vorbild benutzt. Disney Filme sind oft der erste Kontakt von Kindern mit der medialen Welt. Sie schaffen sich Vorbilder, denen sie nacheifern. Natürlich sind es bei Mädchen die Prinzessinnen, die die Heldinnen in den Prinzessinnen-Filmen sind. Sie sind hübsch, schlank, können in der Regel gut singen und heiraten - zumindest in den älteren Filmen - am Ende den Prinzen. In den neueren Filmen bekommen sie das, was sie sich wünschen. Beispiel Merida: Sie wünscht sich nicht verheiratet zu werden. Also kein Prinz für Merida. Sie sind für Mädchen der Inbegriff von Weiblichkeit. Eine Expertin aus der Doku "Prinzessinnen, Popstars & Girl Power - Girls, Girls, Girls!" behauptet, dass kleine Mädchen zwar wissen, dass der unterschied zwischen männlich und weiblich in der Biologie liegt. Trotzdem haben sie das Gefühl erst als Mädchen wahrgenommen zu werden, wenn sie sich eine rosa Spange in die Haare stecken und ihr wallendes Kleid anziehen. So leben Mädchen ihre Sexualität. Und wieder geht es darum sich für den Blick des anderen schön zu machen. 

Am Anfang habe ich etwas von Erziehung der Mädchen gesagt und dass sie diese von der der Jungs unterscheidet. Das tut sie! Allerdings sind die Erzieher was das angeht nicht unbedingt die Eltern, sondern die Medien. Der Weg der Sexualisierung beginnt also bei den Prinzessinnen, den ersten medialen Idolen der Kinder. Mit über 26.000 merchandise Artikeln hat Disney hier die Lizenz zum Gelddrucken erkannt und bietet jedem Mädchen sich sogar nach ihrem Vorbild zu kleiden, mit den original Puppen zu Spielen usw. Aber auch das Internet bietet viele Spiele mit den Prinzessinnen, bei denen zufällig neue Produkte beworben werden. Ich sage ja: Die Lizenz zum Geld drucken. Kinder sind heute eine große Zielgruppe der Werbeindustrie.

Die nächsten Vorbilder nach den Prinzessinnen sind Popstars. Was sind Popstars in der Regel? Natürlich: sexy! Die 3sat Doku "Sexualisierung der Kindheit. Pädophilenpropaganda + Dekadenz aus USA" behauptet Mädchen wird durch die Medien nur eine Form von Weiblichkeit vorgelebt, nämlich, dass diejenige, die ein sexy Aussehen und Verhalten beinhaltet. Tolles Aussehen und aufreizendes Verhalten haben ihre Idole zu Superstars gemacht. Idolen eifert man in der Regel nach, vor allem wenn man vor der Entscheidung steht: Möchte ich unsichtbar oder sexy sein? Ein gerne genanntes Beispiel ist die Verwandlung von Hannah Montana zu skandalösen Miley Cyrus.

Retrato de la infanta Margarita (3), by Diego Velázquez

Diego Velázquez - "Infantin Margarita Teresa in blauem Kleid" - Öl auf Leinwand - 127 x 107 cm - 1659 - Kunsthistorisches Museum - Wien

Interessant fand ich die Aussage der Doku, Kinder sehen u.a. durch ihre Kleidung (Miniröcke, bauchfreie Oberteile...) immer mehr wie Erwachsene aus, u.a. dadurch werde ihre Kindheit immer mehr verkürzt. Die Stufe zwischen Kleinkind und Teenager verschwinde praktisch.

War die Menschheit nicht schon einmal an dem Punkt? Schaut man sich an wie Velázquez die achtjährige Infantin Margarita Teresa 1659 malt, so hat die Darstellung des Mädchens weniger mit einem Kind sondern vielmehr mit einer kleinen Frau zu tun. Die Gesichtszüge sind zu hart für ein Kind und auch die Kleidung und die Haltung erinnern eher an eine Frau der damaligen Zeit als an ein achtjähriges Mädchen. 

Man kann über diese Entwicklung jetzt den Zeigefinger heben und alles kritisieren, was in den Medien vorgelebt bekommt. Ich muss gestehen, als mir diese ganzen Zusammenhänge bewusst wurden war ich auch etwas geschockt. Aber ich möchte weder kritisieren noch schimpfen, da auch ich in der Welt der Disney Prinzessinnen und der medialen Welt des Internet mit seinem gesamten Bilder- und Filmmaterial großgeworden bin und aus mir trotzdem etwas geworden ist... Das ist auch nicht Teil meiner Arbeit. Ich möchte vielmehr die Körpersprache der Disney Prinzessinnen studieren und herausfinden, ob diese Sexyness auch schon in ihrer Körpersprache verankert ist.   


Zum Schluss möchte ich euch noch eine Künstlerin zeigen, die wirklich toll zum Thema Disney Prinzessinnen gearbeitet hat. Ich persönlich bin ein großer Fan dieser Arbeit. Dina Goldstein zeigt in ihrer fotografischen Reihe "Fallen Princesses", die bekannten Disney Prinzessinnen, wie sie sich realen Problemen stellen müssen. Super witzig und dabei auch wirklich kritisch, da die heile Welt  der Disney Filme (zumindest der alten) eben nicht real und auf die heutige Zeit übertragbar ist. Erinnert ihr euch an die SchülerVZ-Gruppe "Disney hat mir ein falsches Bild von Liebe vermittelt."? Genau darauf wird angespielt.

Wir sehen Schneewittchen, die ihr Schloss verloren hat. Der Traumprinz stellt sich als Coachpotatoe heraus und sitzt vor dem Fernseher, während sie sich um eine Hand voll Kinder kümmern muss. Oder Cinderella, die sich von ihrem Prinzen verlassen alleine in einer Bar betrinkt. Dornröschen wird nie von ihrem Prinzen wachgeküsst. Rapunzel verliert ihre Haare wegen einer Chemotherapie. Belle unterzieht sich einer Schönheitsoperation. Arielle wird im Aquarium gehalten und Prinzessin Jasmin kämpft im Krieg in nahen Osten...

 


Infos zu den genannten Künstlern Velásquez und Goldstein wie immer hier.

Die Informationen stammen aus den zwei genannten Dokumentationen:

  • "Prinzessinnen, Popstars & Gril Power - Girls, Girls, Girls!" und
  • "Sexualisierung der Kindheit. Pädophilenpropaganda + Dekadenz der USA" (3sat) - auf YouTube zu finden!

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