1950 Cinderella

Cinderella! Eine meiner Lieblingsprinzessinnen als Kind. Wieso? Keine Ahnung! Wahrscheinlich hat es mir gefallen, dass sie ein Kleid und eine Kutsche einfach so geschenkt bekommen hat... oder ich fand den Film so gut, weil meine älteren Cousinen ihn auf Video (ja, damals hat man noch Videos geguckt!) hatten. Was die Älteren haben und mögen wollen die Jüngeren ja sowieso immer haben...

Auch mit Cinderella hat Disney inklusive einiger kleiner Änderungen ein Grimm Märchen (Aschenputtel) animiert. Über zehn Jahre nach dem Schneewittchen Erfolg sollte die Geschichte eines Mädchens in Not Disney aus einer finanziellen Misere retten. Um den Erfolg des Filmes zu sichern arbeiteten viele Zeichner, die schon für Schneewittchen am Werk waren, auch bei diesem Film mit. Insgesamt waren für diesen einen Film 300 Zeichner im Einsatz! Was für ein Aufwand das gewesen sein muss!

Obwohl Cinderella heute wohl auch nicht mehr die Jüngste ist, ist ihre Geschichte jedoch meiner Meinung nach nicht so altbacken, wie die von Schneewittchen. Das mag aber vielleicht auch an meiner persönlichen Kindheitserfahrung mit den beiden Filmen liegen. Hier wieder Isaque Arâes Interpretation der 2015 84-jährigen Cinderella.

 

Aber auch andere Künstler haben sich mit Cinderella auseinandergesetzt. Dina Goldstein platziert Cinderella alleine und verlassen von ihrem Prinzen in einer Bar. Banksy, ein britischer Street-Art Künstler, eröffnet ein Anti-Disneyland in England. Unter dem Namen Dismaland (dismal = engl. bedrückend, trostlos, düster) eröffnet in einem englischen Feriengebiet eine bedrückende Gruselausstellung, in der er viele politische und gesellschaftliche Themen künstlerisch anspricht. Dort platziert er Cinderella, in die Szenerie eines Kutschenunfalls. Die leblose Cinderella hängt aus dem Fenster der herumgedrehten Kutsche, während die Pferde tot daneben liegen und Paparazzi Fotos von ihr knipsen, als Erinnerung an Lady Dianas Tod. Hier mal das Werbevideo für Dismaland. Ich konnte nicht mehr. Zum Schreien komisch mit doch so ernsten Themen!


 

Allgemein fällt auf, dass sich die meisten Künstler sehr ironisch, wenn nicht sogar sarkastisch, mit der am Ende immer heilen Disney und Prinzessinnen Welt auseinandersetzen. 

 

Aber nun endlich zur Körpersprache. Cinderella verhält sich ein wenig so wie ihre große Schwester Schneewittchen. Nun teilen sie aber auch ein ähnlichen Schicksal. Beide werden von ihren bösen Stiefmüttern unterdrückt, obwohl sie doch von Grund auf gut sind und alle Tiere natürlich ihre besten Freunde sind.

So hat auch Cinderella die Hände oft gefaltet. Vor allem in den Situationen in denen sie mit der bösen Stiefmutter redet, wo wir wieder bei dem "Gnadengesuch" wären, und als sie auf ihre gute Fee trifft. Hier kann die Rede von "Ehrerbietung", aber auch Dank sein. 


Das Verdecken des Gesichts mit den Händen oder das Berühren der Wange mit den Fingern gelten als Gesten der Verzweiflung. Der 15. Band des Bildlexikons der Kunst verrät uns:

 

"Die Geste (Gekrümmte Finger an der Wange) findet sich sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Figuren. Sie drückt Angst und Wut angesichts einer Realität aus, die man gegen seinen Willen gezwungen ist hinzunehmen."

 

Nun, ich glaube ich muss nicht erklären, warum diese Beschreibung auf Cinderella zutrifft. Denkt nur mal an die Szene, in der ihre Stiefschwestern ihr das Kleid am Körper zerreißen.  

Cinderellas ganz eigene Marotte sind die immer wieder abgespreizten Finger, was ihre Gestik verfeinert, ihre Eleganz und ihre Weiblichkeit betont. Auch in ihren obligatorischen magischen Disney - Moment - Drehungen (rechts) hat sie die Finger elegant abgespreizt. 

 

Wie jede Prinzessin muss auch Cinderella ihre Haare richten. Ganz zu Anfang des Filmes öffnet sie die Zöpfe, die sie in der Nacht getragen hat und macht sich eine neue Frisur. Im weiteren Verlauf des Filmes richtet sie diese zweimal. Mir ist erst aufgefallen, wie ähnlich sich die letzten beiden Bilder sehen als ich sie hier eingefügt habe. Schaut selbst einfach mal. 


Als hätte man die Animation nur ein wenig gedreht und den einen Arm von unten nach oben gedreht. Aber mal ganz ehrlich, wer richtet so unbequem seine Frisur? Ich denke es ist eine übertriebene Darstellung des Sich-Schön-Machens mit den elegant abgespreizten fingern und dem rausdrücken der Brust. 

 

Gucken wir zum Schluss noch mal auf die Animation der Haare. Hier hat sich auf den ersten Blick nicht viel getan. Wir haben immer noch die starr anmutende Haarstruktur. Trotzdem gibt es im Vergleich zu Schneewittchen einige Fortschritte. Zunächst fällt auf, dass Cinderella viele verschiedene Frisuren im Laufe des Films trägt. Hinzu kommt, dass man einzelne Strähnen in einzelnen Szenen kann. Besonders in denen, die sich mit dem Thema Haare befassen. Etwa, wenn sie sie sich kommt oder sie von ihren Stiefschwester zerzaust wird. Hinzu kommt, dass die Haare bei Bewegungen mit wippen und so den Eindruck von Volumen schaffen. Also alles in allem eine Steigerung was die Animation der Haare angeht. 

Euch wird aufgefallen sein, dass ich heute nichts zu kunsthistorischen Einflüssen im Film geschrieben habe, wie ich es gestern bei Schneewittchen eingebracht habe. Nicht etwa, weil mich das Thema nicht interessiert! Das Internet bietet bei Cinderella leider nicht so viel Auskunft wie bei Schneewittchen, daher warte ich noch auf ein Buch in der Bibliothek. Ihr bekommt dazu einen Nachtrag sobald ich das Thema ausgearbeitet habe.

Ihr hört bald wieder von mir zum Thema Dornröschen! 


Leider ist Dismaland mittlerweile geschlossen. Wenn ihr es euch trotzdem ansehen möchtet, hat arte creative eine kleine Führung gefilmt. (Auch wenn die Kommentare sehr lahm sind.) 

 

Infos zu den genannten Künstlern Arâes, Goldstein und Banksy wie immer hier.

Die Informationen zu dem Beitrag stammen aus Zuffis "Bildlexikon der Kunst, Bd. 15 - Körpersprache, Gestik, Mimik und Ausdruck". Die genaue Literaturangaben hier

 

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