1959 Dornröschen

"Ich kenn' dich, ich war bei dir einst einmal im Traum...da da da... mh mh mh..." Bei Dornröschen gibt es sogar schon Liebe vor dem ersten Blick!

Dornröschen, bzw. Prinzessin Aurora und ich haben lange Zeit ein sehr schwieriges Verhältnis zueinander gehabt. Warum? Die Video Kassette Dornröschen hat damals unseren Video Recorder kaputt gemacht! Meine Eltern haben danach nie wieder einen neuen angeschafft... irgendwie hatte das Format auch keine Zukunft, aber erzähl' das mal einem Kind. Wenigstens bin ich heute um eine einschlagende Kindheitserinnerung reicher. 

Wiedermal schafft es eine Prinzessin aus der Märchenwelt der Grimms auf die Kinoleinwand der Disney Familie. Mit Stereo - Ton und der Präsentation im Breitwand - Verfahren Technirama 70 (damals der zweite Disney Film, der so erschien) war Dornröschen nicht nur teuer, sondern auch einer der erfolgreichsten Disney Filme seiner Zeit... Auch wenn die Technik so teuer war, dass die Kosten mit den eingespielten 3. Mio. US Dollar gerade mal gedeckt werden konnten. 

Schaut man mal über die Tatsache hinweg, dass der Film im 14. Jahrhundert spielt und nicht 1959, so wäre die im Film 16-jährige Prinzessin Aurora im Jahr 2015 72 Jahre als geworden. Hier wie immer Isaque Arêas Interpretation der Omi Aurora. 

Auch Dina Goldstein setzt sich mit Dornröschen auseinander. Auch wenn ihre Darstellungsweise meiner Meinung nach etwas von dem Disney Dornröschen abweicht. 

Bei der Überlegung mit welchem realen Problem sich Dornröschen auseinandersetzen müsste, kommt Goldstein darauf, sie nie erwachen zu lassen. Der Hofstaat und das Königspaar nehmen ihre schlafende Schönheit mit ins Altenheim und warten noch immer auf die Erlösung. Auf deutsch würde man sagen: Sie ist versetzt worden. 


Verglichen mit ihrer älteren Schwester Cinderella, interessiert die Kunst sich weniger für die schlafende Schönheit. Vielleicht auch deshalb, weil Aurora in ihrem Film größtenteils durch Abwesenheit glänzt. Nichtsdestotrotz gelten Elemente des Films als Vorlage für die Shrek-Filme, so z.B. der lila-schwarze Drache mit den leuchtend gelben Augen, aber auch der von Wolken umgebene Turm der schlafenden Prinzessin. Außerdem baut Disney 2012 mit dem Film "Maleficent - die dunkle Fee" mit Angelia Jouli auf der Dornröschen Geschichte auf. (Fast so wie bei dem Musical "Wicked", das auf der Geschichte des Zauberers von Oz basiert und die Geschichte der angeblich bösen Fee aus der anderen Perspektive erzählt.)

Ich habe den Beitrag mit dem Dornröschen Walzer begonnen. (Das Lied ist wirklich dem Dornröschen Walzer von Tschaikowski nachempfunden.) Der Walzer und auch das Lied ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von Aurora und ihrem Prinzen. Es wird immer wieder gesungen und darauf getanzt. Nebenbei ist es das einzige Lied, das im Film gesungen wird. Man könnte also fast sagen, dass der Film ein abgeschwächter Tanzfilm ist, zumindest Auroras Körpersprache zufolge. Ihr Gang ist nach außen gerichtet, wie mein Ballettlehrer (Brasilianer) zu sagen pflegt: "Eine Ballerina läuft wie eine Pinguin mit die Füße nach außen." Bei den Drehungen dürfen natürlich die ausgebreiteten obligatorischen Prinzessinnenarme nicht fehlen.

Ansonsten hält Aurora ihre Arme und Hände eher nahe am Körper.  Wie schon Schneewittchen und Cinderella vor ihr, nimmt sie oft die Geste des Bittenden mit gefalteten Händen ein. (rechts)

Aber auch die Geste des Melancholikers mit den Fingern an der Wange bzw. im Gesicht. (unten)

Um das emotionale Chaos Auroras Körpersprache abzurunden, hier noch die Geste der Hand auf der Brust. Die Hand auf der Brust steht für starke Emotionen. Sie kann für Überraschung, Unterwerfung, Reue oder ehrfurchtsvolle Zustimmung stehen. 

Ich hoffe euch hat der Ausflug in die Dornröschen Welt gefallen, auch wenn diese was das künstlerische angeht  nicht so umfangreich ist, wie die von Cinderella. Ich melde mich morgen zurück mit Arielle. Bis morgen.

P.s. Lest euch unbedingt unten noch den Fun-Fact durch! Es lohnt sich!

In einer Geste des Staunens nimmt Aurora die Arme vor den Körper mit den Handflächen vom Körper weggedreht. Diese Geste ist z.B. aus der "Verkündigung" von Lorenzo Lotto bekannt. 

Ich habe in meinem ersten Beitrag zur Prinzessinnengestik ja schon gespoilert, dass jede Prinzessin sich mindestens einmal die Haare richtet. So natürlich auch Aurora. Sie wirft die wallenden blonden Locken ähnlich umständlich wie Cinderella nach hinten. 

 

Allgemein ist der Film Dornröschen von seinen Formen her eher kantig und hebt sich von den runden Formen wie wir sie z.B. bei Schneewittchen gesehen haben stark ab. Disney gibt der neuen tragischen Heldin diesmal eine offene Frisur. Die Haare sind hinten in einzelne Strähnen unterteilt, die bei Bewegungen wippen. Ein großer Fortschritt bei der Animation der Haare. 



Fun- Fact

Erinnert ihr euch an den Streit der Feen, welche Farbe das Kleid von Aurora haben soll? "Ich will es rosa"... "Ich will es blau."... Heute steht rosa für Mädchen und blau für Junge. Das war aber nicht immer so. Kurzes Ratespiel: unten rechts Mädchen oder Junge?

Der Titel rechts verrät: Bei dem süßen in rosa gekleideten Prinzesschen handelt es sich um Ludwig den XV als Kind. Dagegen können peinliche Kinderfotos von uns heutzutage ja fast einpacken! 

 

LouisXVchild

Pierre Gobert - "Portrait of Louis XV enfant" - etwa 1712 - Öl auf Leinwand - 45 x 36,2 cm - Funcación Yannick y Ben Jakober - Alcudia (Spanien)

 


Rosa galt früher als eine abgeschwächte Form des herrschaftlichen  Rots und war daher den Jungen vorbehalten. Während die Mädchen nach dem Vorbild der Muttergottes in blau gekleidet wurden. In den 1950er Jahren kam "Think Pink" für Mädchen und Frauen in Mode. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Streit der Feen eine Reaktion auf diesen modischen Umbruch war. 

Jan van Eyck - "Genter Altar (Anbetung des Lammes)" Festtagsseite- etwa 1430-32 - Öl auf Holz - Detail - St. Bruno Kathedrale - Gent (Niederlande)



Infos zu den genannten Künstlern Goldstein und Arêas  wie immer hier.

Als Literatur habe ich den 15 Band der Bildlexikon Reihe von Zuffi verwendet, sowie das "Handbuch der Ikonographie" von S. Poeschel. Außerdem habe ich mit Informationen von Wikipedia und der Doku  "Prinzessinnen, Popstars & Gril Power - Girls, Girls, Girls!" gearbeitet.

Genaue Literaturangaben hier. 

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