1991 Belle

Hallo meine Lieben. Nachdem ich die letzten Tage so fleißig war, habe ich mir jetzt ein paar Tage Pause gegönnt. Es ist schon frustrierend fast jeden Tag alleine vor dem Laptop zu sitzen. Daher habe ich mein soziales Leben jetzt aufpoliert und bin nun wieder frisch und munter bei euch mit der nächsten Prinzessin: die Schöne - Belle. 

Die Geschichte basiert diesmal auf einem französischen Volksmärchen. Mit einem Einspielergebnis von 146 Milliarden US-Dollar zählte der Film zu den drei erfolgreichsten Filmen des Jahres 1991. Zudem gewann er zahlreiche Auszeichnungen. 2002 wurde er sogar in die National Film Registry als besonders erhaltenswerter US-Film aufgenommen. Außerdem gehört er laut dem American Film Institute zu den 25 bedeutendsten amerikanischen Musicalfilmen.  

Es erscheinen zwei Fortsetzungen des Filmes, die in der Zeit angesiedelt sind, in der Belle bei dem Biest auf dem Schloss ist. Also Filme, die während der Zeit des Ausgangsfilmes spielen, so genannte Midquels. Außerdem werden wir alle im Moment schon fleißig mit Trailern für die Neuinterpretation der Geschichte von Disney bombardiert. Emma Watson als Belle! Wer kann es auch nicht mehr erwarten?

Was denkt ihr, wie sähe die 1991 17-jährige Belle heute aus? Isaque Arêas gibt uns die Antwort: Mit 42 Jahren ist Belle immer noch eine wunderschöne und elegante Traumfrau. Was  sonst?

Dina Goldstein sieht das ganze ein wenig anders. In Hollywood gilt altern als Merkel, das durch plastische Chirurgie behoben werden kann. Als Teil dieser Hollywood-Welt ist sie sich sicher, dass auch Belle ihrer Schönheit auf die Sprünge helfen würde und legt sie kurzerhand unters Messer mit dem vollen Programm: Liften, Straffen und Botox. Das alles natürlich im goldenen Ballkleid. Auch der amerikanische Künstler Jeff Hong, seinen eigenen Angaben zufolge großer Disney Fan, stellt Belle in seiner Serie "Unhappily Ever After" vor das Problem des heutigen Schönheitswahns und zeigt Belle noch vor ihrer OP.

Aber auch das Internet setzt sich künstlerisch mit den Disney Prinzessinnen auseinander (Fan Art). So werden Belle und das Biest kurzerhand in Gustav Klimts "der Kuss - die Liebenden" eingesetzt. Oder aber auch als eine der Todsünden, Vanity (Eitelkeit), im Jugendstil dargestellt. Kurzerhand setzt man Belle auf ein Cover der Modezeitschrift Vogue.  Durch die Bilder könnt ihr euch links durchklicken. Aber ihr merkt: Disney Prinzessinnen ist ein Thema, das immer wieder in verschiedensten Interpretationen aufgegriffen wird. Diese können absolut positiv und glorifizierend sein, wie das Vogue und Klimt Beispiel zeigen. Allerdings handelt es sich hierbei um Fan Art, die die Idole glorifizieren. Künstler setzten sich eher kritisch mit dem Thema der heilen Prinzessinnenwelt auseinander, wie bei Goldstein und Hong zu sehen ist.   


Belle ist nach Cinderella die zweite Disney Prinzessin, die nicht als solche geboren wird, sondern erst durch die Heirat mit einem Prinzen zu dieser wird. Während Schneewittchen und Cinderella noch als Putzfrauen missbraucht wurden und Arielle sich vollpubertär allen Regeln ihres Vaters widersetzte, ist Belle eher der nerdige Bücherwurm, der nicht so ganz in die Gesellschaft reinzupassen scheint, weil sie unproduktiv Bücher liest. Ihr Glück, dass sie hübsch ist, sonst würde sie wahrscheinlich arg gemobbt werden. 

Dementsprechend nerdig ist aber auch ihre Gestik. Nicht selten nimmt sie die Pose des Denkenden ein mit dem Finger am Gesicht. 

Portrait of Dr. Gachet

Vincent van Gogh - "Portrait des Dr. Gachet" - 1890, Privatsammlung

Denken wird in der bildenden Kunst seit dem Altertum mit der Pose des Melancholikers abgebildet, der neben dem Choleriker, dem Sanguiniker und dem Phlegmatiker einer der vier Tempera -


mente verkörpert. Der Melancholiker nimmt eine gebeugte Körperhaltung ein und stützt den Kopf mit der Hand ab, "um die körperliche und seelische Last zu verdeutlichen". Sein Blick ist unbestimmt, die Stirn gerunzelt. Man merkt, dass er in Gedanken versunken ist. Zugegeben, bei Belle trifft dies nur bedingt zu. Vergleicht man van Goghs Gemälde mit der Körperhaltung Belles so stimmt lediglich die Hand am Gesicht über ein. Nichtsdestotrotz ist dies ihre weibliche Interpretation des Melancholikers. Sie ist in Gedanken versunken. Der erhobene Finger unterstreicht die Zartheit der Pose. 

Belle hat eine weitere fast schon theatralisch lustige Eigenart: Während sie singt legt sie gerne mal übertrieben die Hand auf die Brust. Ich finde, es sieht sehr witzig und überzogen aus. 

Natürlich darf beim Singen die klassische Prinzessinnendrehung nicht fehlen. Leider konnte ich diese bei Belle nicht so gut einfangen, da sie in den Szenen meist sehr klein auf dem Bildschirm zu sehen ist. Aber ich hoffe ihr glaubt mir auch ohne Beweis. 

Wie eine gute Prinzessin vergisst auch Belle nicht sich regelmäßig im Film durch die Haare zu gehen und ihre Frisur zu richten. Allerdings schiebt Belle nur ihren Pony zur Seite, da der Rest der Haare zusammengesteckt ist. 

Ihr merkt, die Posen der Prinzessinnen wiederholen sich zunehmend. Es scheint also doch eine ganz bestimmte Disney Prinzessinnen Körpersprache zu geben. 


Morgen entführe ich euch in die Welt von 1001 Nacht, Prinzessin Jasmin und dem Bettlerjungen Aladdin und damit in eine für Disney bis dahin unbehandelte Kultur. Man darf gespannt sein, was sie daraus gemacht haben. Bis dahin, macht es gut.


Infos zu den genannten Künstlern Goldstein, Hong, Klimt und Arêas  wie immer hier.

Als Literaturgrundlage habe ich den 15 Band von Zuffis Bildlexikonreihe genutzt - "Körpersprache, Gestik, Mimik, Ausdruck". Die genaue Literaturangabe hier

Die Infos zu dem Film habe ich von Wikipedia.

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