Pocahontas, die Frau im Schatten von "der König der Löwen". 1994 landete Disney mit diesem einen absoluten Erfolgshit. Obwohl "Pocahontas" bis heute den Rekord für die größte Filmpremiere überhaupt hält und ungefähr das Fünffache ihrer Produktionskosten einspielte, hatten die Macher doch zumindest mit dem Doppelten gerechnet, wie es beim "König der Löwen" der Fall war.
Pocahontas ist die erste Prinzessin - und die erste Disney Figur überhaupt - die an eine historische Person angelehnt ist. Die historische Pocahontas war Vermittlerin zwischen den einheimischen Stämmen in Virginia und den englischen Kolonisten und sah einem Kupferstich von 1616 zufolge wohl eher aus wie rechts zu sehen.
Nach dem Märchen nach 1001 Nacht tauchen wir nun in die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner ein. Damit öffnet Disney erneut einen neuen Kulturkreis seiner Filme. Pocahontas unterscheidet sich allerdings von ihren Vorgängerinnen. Pocahontas ist keine Prinzessin mit Korne und Schloss wie wir sie bis jetzt kennengelernt haben. Sie ist die Tochter des Indianer Häuptlings. Der Film ist geprägt durch kantigen Formen. Ganz anders als wir es bspw. von Schneewittchen und Arielle kennen. Die gradlinigen Gesichtszüge der Figuren sollten sie reifer und erwachsener wirken lassen. Allgemein war der Film auch für ein älteres Publikum als Kinder gedacht.
Wie Jasmin vor ihr ist sie nicht zufrieden mit dem Mann, mit dem sie verheiratet werden soll. Hier hat Disney eine starke Entwicklung durchgemacht. Während die ersten Filme durch Liebe auf den ersten Blick geprägt sind haben die Filme der 90er Jahre den Charme des Rebellischen sich gegen das Vorgeschriebene zu wehren.
Eben weil Pocahontas sich von ihrer Abstammung und ihrem Verhalten von den anderen Prinzessinnen unterscheidet, ist auch ihre Gestik eine ganz andere und vor allem unklarere. Sie ist viel damit beschäftigt ihr ewig im Wind fliegendes langes Haar zu bändigen.
Simon van de Passe - "Portrait of Pocahontas" - 1616 - Kupferstich
Wie die Disney Pocahontas mit 38 Jahren aussehen würde zeigt uns Isaque Arêas:
Ansonsten lassen sich kaum Bezüge zu den vorangegangenen Prinzessinnen herstellen. Natürlich gibt es wieder den magischen Disney Arme-Ausbreite Moment beim Singen - diesmal ohne Drehung, da Pocahontas in ihrem Kanu sitzt und "Was das nächste Ufer bringt" trällert.
Die Kunst geht mal wieder hart mit der Prinzessin ins Gericht. Nein! Nicht mit der Prinzessin, sondern mit der Gesellschaft am
Beispiel der Prinzessin. So setzt Dina Goldstein Pocahontas in ihrer Serie "Fallen Princesses" alleine in eine Jagdhütte vor den Fernseher umgeben von einer großen Menge von Katzen. Das typische Beispiel einer verlassenen Katzen-Lady. John Smith hat den Weg wohl nie wieder zu ihr gefunden. Kein Happy End in diesem Fall.
Saint Hoax nutzt die Disney Prinzessinnen, um verschiedene politische und populäre Themen anzusprechen. Am oben verlinkten Beispiel von Pocahontas spielt er mit den Schönheitsidealen. So sieht man Pocahontas mit Haaren unter den Armen. Ein peinliches no go in der heutigen Vorstellung von dem was schön und gepflegt ist. Dies arbeitet er auch noch an anderen Prinzessinnen heraus. So hat auch Arielle in seiner Version kurz nach ihrer Verwandlung in einen Menschen behaarte Beine.
In "Unhappily Ever After" setzt Jeff Hong Pocahontas und den Indianer Krieger Kokoum in ein modernes Casino. Das ist aus dem Lebensraum ihres Volkes geworden.
Ihr merkt, Pocahontas ist nicht so umfangreich wie die anderen Prinzessinnen. Bestimmt liegt das auch daran, dass sie wie anfangs erwähnt im Schatten von Samba aus "König der Löwen steht". Generell habe ich bemerkt und ihr werdet es in den folgenden Beiträgen auch feststellen, dass je neuer die Prinzessinnen sind umso weniger wird mit ihnen künstlerisch gearbeitet. Ich vermute, dass die "alten" Prinzessinnen einfach bekannter sind und somit ein größeres Publikum ansprechen. Das erwachsene Publikum der Kunst verbindet mit den neuen Prinzessinnen weniger Kindheitserinnerungen, somit können hier keine Emotionen abgerufen werden. Wer weiß wie es in ein paar Jahren aussieht, wenn die Disney Fans der neuen Generation herangewachsen sind? Man darf wohl gespannt sein die Entwicklung zu beobachten.
Zum Schluss möchte ich euch noch ein Gemälde der historischen Pocahontas zeigen auf dem sie John Smith rettet. Dieses Ereignis hat wohl historisch tatsächlich so stattgefunden. Allerdings erschließt sich mit nicht, warum Pocahontas auf dem Bild oben ohne ist... aber da wären wir wieder einmal bei Männern, die Frauen malen...
So nach zwei Beiträgen heute bin ich dann auch mal fertig, in mehrfacher Hinsicht, aber die Zeit drängt nun doch ein wenig. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und wünsche euch jetzt erstmal eine gute Nacht.
Alonzo Chappel - "John Smith saved by Pocahontas" - ca. 1865 - Art Museum of Western Virginia - Virginia
Infos zu den genannten Künstlern Goldstein, Hong, Saint Hoax und Arêas wie immer hier.
Die Infos zu dem Film habe ich von Wikipedia.
Teile den Beitrag mit deinen Freunden:
Kommentar schreiben