2010 Rapunzel

Guten Morgen! Mittlerweile schießt Disney Prinzessinnen fast im Jahrestackt hervor. 2010 erscheint "Rapunzel - Neu Verföhnt". Disney hat kurzerhand wieder nach einem Märchen der Grimms gegriffen und es weitestgehend abgeändert. Rapunzel ist das Mädchen mit dem Traum - oh und natürlich mit den ewig langen Zauberhaaren. Ihr Retter ist nicht etwa ein Prinz, sondern ein gesuchter Verbrecher, der im Laufe des Films aber vom Egoisten Flynn Ryder zum liebenswerten Eugene Fritzherbert wird. Meine absolute Lieblingsszene ist, wo er Rapunzel durch Zufall im Turm findet und sie ihn fesselt und ausfragt. Zunächst antwortet Ryder ihr wie es ein Prinz tun würde. Spricht sie mit "Holde Maid" an. Im Nachsatz kommt aber nur ein dummes: "Ich wollte nur sagen: Hi, wie läuft's denn?"... So schön konträr und zeitgenössisch.

Zur Erfüllung ihres Traumes traut Rapunzel auch sonst eher fragwürdigen Gestalten, vor denen ihre Mutter - auch so eine fragwürdige Gestalt - sie gewarnt hat. 

Technisch ist der Film aus einer Mischung aus dem traditionell Gezeichnetem und 3D Animation. Die handgemalten Figuren wurden mit computeranimierten 3D-Bildern gefüllt, sodass ein Mix zwischen dem Traditionellen und dem Modernen entstehen konnte. Ganz ehrlich, für mich hat der Film optisch wenig mit Handzeichnung zu tun, aber das ist auch nur meine Sicht. 

Rapunzel hat einen ganz besonderen Tick. Sie hält so oft, wie keine Prinzessin vor ihr die Hände - manchmal auch zu Fäusten geballt - zusammengelegt ungefähr auf Brusthöhe. Damit drückt sie entweder Freude, Aufregung, aber auch Unsicherheit und Bitte aus. 

Dazu kommen aber natürlich auch die magisch ausgebreiteten Disney Sing-Arme. Die Rapunzel fast schon perfektioniert hat, da sie auch sehr oft in ihrem Film auftauchen. Allgemein erlebt Rapunzel in dem Film eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt, was die vielen stark emotionalen Gesten vielleicht erklären könnte. 

Natürlich darf in einem Film, der von Haaren handelt, die Korrektur der Frisur nicht fehlen. 


Fun Fact

Wusstet ihr, dass sich die Macher des Films an den Gemälden des französischen Rokoko-Künstlers Jean-Honoré Fragonard aus dem 18. Jhd. inspiriert haben? Besonders das Bild "Die Schaukel" hat es ihnen angetan. Wer den Film gesehen hat, wird schnell erkennen, dass auch Rapunzel auf ihren Haaren so geschaukelt hat. Aber auch die spitz gestreckten Füße und die Armhaltung könnten von Rapunzel stammen.

Fragonard, The Swing

Jean-Honoré Fragonard - "Die Schaukel" - 1767-8 - Öl auf Leinwand - 81 x 64 cm - Wallace Collection - London



Was denkt ihr, als neue Prinzessin, wie viel Aufmerksamkeit wird die Kunst ihr wohl gewidmet haben? Dina Goldstein hat unter ihren "Fallen Princesses" tatsächlich eine Rapunzel. Diese hat Krebs und in der Chemotherapie all ihre Haare verloren. Allerdings sieht sie eher aus wie Rapunzel aus dem Märchenbuch und hat wenig Ähnlichkeiten mit der neu verföhnten Rapunzel. Kein Wunder, Goldsteins Serie erschien ein Jahr bevor Disney Rapunzel in die Kinos brachte. 

Ich habe auf Pinterest Fan Art zu Rapunzel gefunden. Witzigerweise stecken Fans ihre Disney Figuren in die golddurchströmten Bilder von Gustav Klimt, wie wir es bei Belle auch schon sehen konnten. 


Ich mag das Bild tatsächlich sehr gerne. Es unterstreicht die kranke "Mutter-Tochter-Beziehung" in dem Film. Während Rapunzel verstört im unteren Rand zusammengerollt liegt, ein bisschen wie Klimts "Danae", wie ein Kind im Bauch der Mutter, hält diese ihr Haar, das weswegen sie sie geraubt hat, an ihr Gesicht geschmiegt. Ihre eigenen Haare zeigen Elemente aus dem Lebensbaum aus Klimts "Stoclet-Fries"

Gustav Klimt 010

Gustav Klimt - "Danae" - 1907 - Öl auf Leinwand - 77 x 83 cm - Privatsammlung - Wien

Gustav Klimt 032

Gustav Klimt - Entwurf für den Wandfries im Palais Stoclet in Brüssel, Detail: Lebensbaum - 1905-9 - Karton - 138,8 x 102 cm - Österreichisches Museum für angewandte Kunst - Wien



Infos zu den genannten Künstlern Goldstein und Klimt  wie immer hier.

Die Infos zu dem Film habe ich von Wikipedia.

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