Kunstschüler Jahrgang 2045

Hallo meine Lieben! Leider hatte ich zuletzt nicht so viel Zeit etwas zu schreiben, aber vielleicht ist einigen von euch mein neues Inspiration Book aufgefallen. Hier poste ich Arbeiten von Künstlern, die mir gut gefallen. Schaut doch einfach mal rein.

Ich melde mich aus den Untiefen des Praxissemesters und meines Studiums zurück und stehe nun einmal wieder vor einer Prüfung. Diesmal handelt es sich (leider) nicht um ein praktisches Projekt, sondern um Kunstpädagogik, also die Vermittlung künstlerischer Praktiken - in meinem Fall im schulischen Unterricht.

Erinnere ich mich an meinen Kunstunterricht in der Schule zurück, weiß ich noch, dass wir vor allem in der Unterstufe - sehr zu meinem Leitwesen - viel mit Wasserfarben gemalt haben. In der Mittelstufe kamen dann Bleistiftzeichnungen, Schraffur- und Perspektivzeichnung dazu. Beliebt war auch die plastische Aufgabe: Stelle deine Persönlichkeit in einem Pappkarton dar. Ich glaube meine Eltern horten heute noch einen davon im Keller. Rückblickend erinnere ich mich nur an sehr wenige Werk aus der Kunstgeschichte oder der zeitgenössischen Kunst, die im Unterricht gesehen oder besprochen wurden. Die Oberstufe trotzte dann schließlich vor - damals für mich noch langweiligen - Kunstgeschichtsstunden zu Themen und Künstlern, die das Zentralabitur vorgegeben hat. 

Hier mal ein Meisterwerk aus meiner Schulzeit zum Thema Geisterbahn.


Aber welche Bilder gehören eigentlich in den Kunstunterricht? Betrachten wir also zunächst die Aufgabe von Schule und Unterricht im weitesten Sinne, so ist es ihre Aufgabe "die Übertragung von im Gedächtnis einer Generation erhaltenen Information in das Gedächtnis der nächsten (Meyer 2013, 9). Es geht um die Weitergabe von Kultur, um deren Erhalt zu gewährleisten. Trotzdem ist es gleichzeitig ihre "Aufgabe, junge Menschen zur emanzipierten Teilhabe an einer Gesellschaft im Wandel [...] zu befähigen" (Wetterich, Burghart, Rave 2014, 18). Was hier so hochtrabend klingt bedeutet nichts anderes, als dass Schule auf ein Leben nach eben jener vorbereiten soll mit der Weitergabe von Kultur und unter der Berücksichtigung, dass sich die Welt und die Gesellschaft weiterentwickeln. Wie weitreichend diese Aufgabe ist, habe ich in einem Gedankenexperiment bei Torsten Meyer gelernt: 

"Wenn Sie als Lehramtsstudent zum Beispiel geboren 1990 jetzt 23 Jahre alt sind (Stand 2013) und in schätzungsweise zwei Jahren in den Schuldienst eintreten, dann werden Sie bis zu Ihrer Pensionierung - das wird ca. 40 Jahre später, also im Jahr 2055 sein - mit Schülern zu tun haben. Sie haben dann vielleicht in Ihrem letzten Dienstjahr mit 10-jährigen Schülern zu tun, die Sie dann auf deren Zukünfte vorbereiten sollen. Das Leben dieser Schüler, Jahrgang 2045, wird, wenn die Lebenserwartung der Menschen so bleibt wie im Moment, ca. 70 Jahre später, also im Jahr 2125, enden. Ihre pädagogische Anstrengungen im letzten Dienstjahr sollten also darauf zielen, dass Ihre Schüler an der Gesellschaft des Jahres 2125 noch Kompetenz partizipieren können." (Meyer 2013, 10)


Uff... Da schluckt man doch erstmal. Zugegeben - und auch Torsten Meyer gibt es zu - die Zahlen sind etwas drastisch übertrieben, aber keineswegs unrealistisch. Welche theoretischen Bildkompetenzen sollten diese Schüler im Kunstunterricht also erwerben, die ihnen in einem Leben im nächsten Jahrhundert nützlich sein könnten? Welche Bilder gehören in ihren Kunstunterricht? Sind es tatsächlich nur - im Sinne der Erhaltung und Weitergabe von Kultur - die alten Schinken der Kunstgeschichte? Ist dieser Blick nicht etwas zu rückwärtig? Bleibt der zweite Aufgabenteil von Schule, die Vorbereitung auf die Gesellschaft der Zukunft, dabei nicht zu kurz?   


Die genauen Angaben zur Literatur von Meyer sowie Wetterich, Burghart & Rave findest du wie immer in meiner Bibliothek

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